Ist Parchim im Bieterwettstreit um Air Berlin ausgeschieden? Nordkurier – 15.09.2017
Der chinesische Besitzer des Parchimer Flughafens wollte im Bieterwettstreit um Air Berlin mitmischen, bat aber um Fristverlängerung. Offenbar ohne Erfolg.
Für die insolventen Fluggesellschaft Air Berlin gibt es mehrere Interessenten (Symbolbild).
Paul Zinken / dpa Für die insolventen Fluggesellschaft Air Berlin gibt es mehrere Interessenten (Symbolbild).
Der chinesische Betreiber des Flughafens Parchim ist offenbar mit seinem Angebot für die insolvente Air Berlin in Zeitnot geraten. Der Anwalt des Investors Jonathan Pang bat Air Berlin um eine Fristverlängerung für seine Unterlagen für den Kauf der Fluglinie. Anwalt Helmut Naujoks begründete Pangs Bitte um Fristverlängerung damit, dass es längere Zeit dauere, die Vertragsunterlagen ins Chinesische zu übersetzen.
Man habe fleißig gearbeitet, doch die Zeit sei zu kurz gewesen, sagte er. Nach Informationen des Nordkurier hatte Pang bereits am 31. August sein Interesse an Air Berlin schriftlich bekundet. Air Berlin dementierte umgehend die Behauptung von Naujoks, wonach die Fluglinie einen Aufschub bis zum 21. August gewährt habe. Abgabeschluss war Freitagnachmittag. „Es gelten für alle die gleichen Regeln“, so ein Sprecher von Air Berlin.
Air Berlin sprach am Freitag nur von „mehreren“ Bietern und nannte keine Namen. „Das rege Investoreninteresse spricht für Air Berlin“, teilte Vorstandschef Thomas Winkelmann mit. Die Gläubiger beraten am 21. September über die Offerten, vier Tage später soll unmittelbar nach der Bundestagswahl der Aufsichtsrat über die Zukunft der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sowie ihrer mehr als 8000 Beschäftigten entscheiden.
Kaufangebote für Air Berlin
Dem Vernehmen nach liegen zum Ende der Bieterfrist am Freitag mindestens vier Angebote für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft vor: von der Lufthansa, von Niki Lauda gemeinsam mit Condor, von dem Berliner Logistiker Zeitfracht und vom Unternehmer Utz Claassen. Air Berlin äußerte sich nicht zu Bietern und sprach nur von „regem Investoreninteresse”. Als Bieter wurde auch die britische Fluggesellschaft Easyjet gehandelt, sie äußerte sich am Freitag jedoch nicht.
„Wir werden nun bei der Prüfung der Angebote darauf achten, die bestmöglichen Lösungen für das Unternehmen und die Mitarbeiter zu erreichen”, kündigte Winkelmann an. „Unser Ziel ist und bleibt, so viele Arbeitsplätze wie möglich in einen sicheren Hafen zu führen.” Die Gläubiger sollen am 21. September beraten, vier Tage später soll der Aufsichtsrat über die Zukunft der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sowie ihrer mehr als 8000 Beschäftigten entscheiden.
Die Gewerkschaft Verdi kritisierte es als verantwortungslos, dass die Entscheidung nun erst am Tag nach der Bundestagswahl fallen soll. Bis vor Kurzem hatte Air Berlin Lösungen im Gläubigerausschuss für den 21. September angekündigt. Verdi vermutet, dass schlechte Nachrichten vor dem Wahltermin vermieden werden sollen – zum Beispiel, dass ein Kredit des Bundes für die Airline nicht zurückgezahlt werden könne oder dass mögliche Käufer die Beschäftigten nicht übernähmen.
100 Millionen Euro für die komplette Air Berlin
In den vergangenen Wochen war öffentlich gut ein halbes Dutzend Interessenten gehandelt geworden. Lufthansa und Niki Lauda bestätigten am Freitag, dass sie zu den Bietern zählen, nannten aber keine Details. Beide interessieren sich für Teile der Fluggesellschaft, darunter die Tochter Niki. Lauda hatte am Donnerstag 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Der frühere EnBW-Chef Claassen bietet gemeinsam mit weiteren Investoren 100 Millionen Euro für die komplette Air Berlin und will bis zu 600 Millionen Euro in die Airline stecken. Entsprechende Informationen des „Handelsblatts” wurden in Verhandlungskreisen bestätigt.
Zeitfracht hat es auf die Tochter Leisure Cargo abgesehen, die Frachtraum anderer Airlines vermarktet. Zudem will der Berliner Mittelständler Regionalflugzeuge und die Air-Berlin-Technik übernehmen. Damit würden rund 1000 Air-Berlin-Arbeitsplätze gesichert, heißt es in einem Brief an die Zeitfracht-Mitarbeiter vom Freitag.